Re: Neuer Präsident für den FVSL...
Verfasst: 31.05.2010, 22:59
Stühlerücken geht weiter
Hertle contra Sander ums Präsidentenamt / Oberholz ranghöchster Leipziger
Der 45-jährige Stephan Oberholz ist als Vizepräsident künftig der ranghöchste Leipziger im Sächsischen Fußball-Verband (SFV). Dies war zuvor Rainer Hertle, der in Dresden nicht wieder zur Wahl angetreten war und sich nun auf dem Verbandstag des Fußball-Verbandes der Stadt Leipzig (FVSL) am 25. Juni im Sportforum um das Präsidenten-Amt bewirbt. Weiterer Kandidat für diesen Posten ist Heiko Sander.
Eine "Etage weiter oben" musste Oberholz am Samstag in Dresden (LVZ berichtete gestern) keine Kampfabstimmung bestreiten, er erhielt dann auch nur eine Gegenstimme. "Ich will den Abstand zwischen sächsischer Verbandsspitze und den künftig 13 Regionalverbänden sowie den rund 1000 Vereinen verringern. Ich will deren Partner sein, sie in der täglichen Arbeit unterstützen", sagte Oberholz. Der Familienvater ist für Recht und Satzungswesen zuständig. Wenn die Personal-Entscheidungen in den Kreisen feststehen, möchte der Richter beispielsweise Zusammenkünfte mit den Vertretern der regionalen Sportgerichte organisieren - ein einheitlicher Tenor soll gefunden werden.
Einer der 13 Verbände ist der FVSL, der sich durch die Strukturreform in Ausdehnung und Mitgliederzahl nicht verändert. Das Rennen um die Nachfolge des langjährigen und scheidenden Chefs Willi Wassel geht dort auf die Zielgerade. Der 42-jährige Sander, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses, will Anfang Juni sein Programm bei einer "Wahlkampfveranstaltung" im Mariannenpark beim Post SV vorstellen. Er möchte die Zusammenarbeit mit den Vereinen verbessern, das Ohr nahe an der Basis haben und so auch Entscheidungen auf dem kurzen Dienstweg einleiten. "Es müssen doch nicht immer erst große Briefe geschrieben werden, wenn auch ein Anruf genügt", meint Sander, der beruflich als Versicherungsvermittler tätig ist. Zudem will er Entscheidungen oder Urteile transparenter machen. "Wenn beispielsweise ein Schiedsrichter nicht zum Spiel erscheint, dann wird er auch bestraft - die verärgerten Vereine sollen mitbekommen, dass so etwas nicht ohne Folgen bleibt", nennt er ein Beispiel.
Sander wechselt übrigens zur kommenden Saison vom SSV Markranstädt zum LSV Südwest. Als Referee ist er seit 1986 unterwegs, erlangte so auf den Leipziger Sportplätzen einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Der bei Eintracht Schkeuditz beheimatete Rainer Hertle ist als Funktionär ein vergleichsweise alter Haudegen. Bis zur Auflösung am 30. Juni ist der langjährige SFV-Vizepräsident noch "Präsi" des Leipziger Fußball-Verbandes. "In diesen Funktionen habe ich viele Erfahrungen gesammelt", sagt der 63-Jährige. Ursprünglich strebte der Jurist im Ruhestand nach so langer ehrenamtlicher Arbeit in hohen Funktionen nicht unbedingt ein neues Amt an, überlegte es sich dann aber doch anders. "Ich bin angesprochen worden, ob ich nicht fürs Präsidentenamt beim FVSL kandidieren wolle, da Willi Wassel nun nicht wieder antritt", erklärt Hertle.
Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten will er aber keine Wahlkampfveranstaltung durchführen. "Ich bin Fußballer, kein Politiker", lautet die knappe Begründung. Seine Prämissen und wichtigsten Ziele für das Amt gibt er dennoch gern kund: "Der Verband ist Dienstleister, die wirkliche Arbeit wird von den Vereinen geleistet, für die der Verband natürlich da sein muss und dabei auch eine gewisse Kontinuität ausstrahlen sollte."
Als besonders wichtig sieht Hertle die Stabilisierung der Nachwuchsarbeit an. "Hier ist viel nötig, um den Kindern den Fußball aus einem Riesenangebot näher zu bringen. Wir müssen die Vereine hierbei mit allen Möglichkeiten des Verbandes unterstützen. Wir müssen uns mit diesem Angebot noch viel mehr in der Öffentlichkeit zeigen, in Schulen, bei den Eltern und natürlich bei den Kindern."
Eine große Stärke Hertles ist übrigens auch das Traditions- und Geschichtsbewusstsein. Er hat in seiner Zeit als LFV-Chef längst vergessene, aber hochinteressante und wichtige Fakten in mühsamer Arbeit wieder ans Licht gebracht. So etwas ist für einen Verband und seine Fußballer unabdingbar, weil Identität stiftend, auch wenn das oftmals von vielen bestenfalls "nebenbei" bemerkt wird.
Torsten Teichert/Frank Müller