Die U23-Regel soll die Jugendspieler, welche versuchen sich im Herrenbereich zu etablieren, fördern. Nehmen wir das Beispiel SSV Markranstädt.
Es kommt ein guter A-Jugendspieler aus dem eigenen Nachwuchs. Dieser hat in der A-Jugend zwar Landesliga gespielt und war dort absoluter Leistungsträger, aber kann logischerweise noch nicht mit dem gestandenen Niveau der Oberligamänner mithalten. Er ist aber ein gutes Talent, spielt auf einer Position, wo in absehbarer Zeit (auf Grund des Alters etc.) eine Lücke im Oberligakader aufbricht. Man wird ihn also versuchen, an dieses Oberligateam heranzuführen, in dem er bei diesem regelmäßig mittrainiert und auch zu den Spielen fährt. Nun wird er dort nicht viel spielen, soll aber irgendwann schon eine gewisse Oberligaerfahrung mitbringen, wenn er dann später mal zum Stammkader gehören soll. Ergo: er brauch ein Team, wo er auch REGELMÄßIG Spielpraxis bekommt und die entsprechende Rolle "übt", die er später in der Oberliga ausfüllen soll/kann/will. Diese Spielpraxis holt er sich dann in der zweiten Mannschaft und fährt trotzdem regelmäßig zu den Oberligaspielen, um dort einige Minuten abzufassen.
Der Vorteil an der Aktion liegt klar auf der Hand. Es wird eine optimale Ausbildung der Nachwuchssportler erzielt. Kommt er aus der Jugendmannschaft, wird auf unbestimmte Zeit in der zweiten Mannschaft "geparkt" und soll dann urplötzlich die Erwartungen in der ersten Mannschaft erfüllen, wird er daran deutlich eher scheitern!
Den Nachteil, den wahrscheinlich du erkennst, ist der "Wettbewerbsverzug" in den unteren Ligen - dort wo eine zweite oder dritte Mannschaft spielt.
Beispiel Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue in den letzten Jahren (Landesliga). Teams aus dem Tabellenkeller gewannen völlig überraschend gegen z.B. Erzgebirge Aue relativ deutlich mit 3:1 und ein Team aus der Tabellenspitze verlor einen Spieltag später klar mit 0:3. Ja, das lag natürlich auch an der Tagesform und dem Fakt, dass in der Landesliga eigentlich jeder jeden schlagen kann (derzeit eine ziemlich hohe Leistungsdichte), doch lag es auch an der Terminierung der Spiele. Spielte Erzgebirge I an einem anderen Tag oder gar überhaupt nicht an einem Wochenende, wurde die zweite Mannschaft mit Ergänzungsspielern der Ersten aufgefüllt. Damals spielte Aue noch in der zweiten Bundesliga. Da sind auch Ergänzungsspieler, Nachwuchsspiele oder Spieler, die sich nach Verletzungen im Aufbautraining befinden locker stark genug, um in der Landesliga dominieren zu können.
Dieses Problem erstreckt sich auch bis in die dritte Kreisklasse. Wir (Kickers 94 Markkleeberg) wären da eigentlich das beste Beispiel, nur haben wir das Pech, dass unsere Erste keinen allzugroßen Kader besitzt und vor allem der Unterschied zwischen Landesliga und dritter Kreisklasse zu hoch ist, um Spieler davon zu überzeugen, bei uns in der zweiten Mannschaft mitzuspielen. Weitere Argumente für diese Spieler wäre die Verletzungsgefahr in der dritten Kreisklasse, die fehlende Motivation auf Grund des Ligaunterschieds (der Trainer könnte nie androhen, den Spieler bei Nichtbeteiligung in die Zweite zu schicken!
) die überflüssige Doppelbelastung bei einem engen Kader etc.!
Wir nutzen die U23-Regel dahingehend, dass unsere A-Jugendspieler des vergangenen Jahres den Leistungskern unserer zweiten Mannschaft darstellen und im Bedarfsfall bei der Ersten im Kader stehen dürfen, sofern es die Personaldecke erzwingt oder der Trainer es erwünscht. Schließlich sollen diese Leistungsträger unserer Kreisklassemannschaft irgendwann auch in der Ersten Fuß fassen. Schließlich waren sie in zwei guten A-Jugendbezirksligajahren absolute Fixpunkte des Erfolgs. Dieser Fakt bezieht sich auf drei bis sechs Spieler.
Der Effekt dieser ganzen Regelung besteht schlussendlich doch darin, dass eine lückenlosere Übergangsphase zwischen Nachwuchs- und Herrenbereich geschaffen wird. Der Spieler sitzt nicht sinnlos auf der Bank der ersten Mannschaft und spielt dort seine wenigen Minuten oder spielt durchgängig bei der zweiten Mannschaft in einer Liga, die sein langfristiges Ziel und Leistungsvermögen um Längen verfehlt.
Er kann beides kombinieren und seinen sportlichen wie persönlichen Reifeprozess problemloser vollziehen.
Der Verein profitiert an der Stelle natürlich genau so. Dieses Konzept erlaubt dem Verein, wenige Stellen in seinem "Profikader" für eben diese U23-Spieler (des eigenen Nachwuchses) freizulassen. Man bindet den Nachwuchs besser auf Dauer an den Verein, bietet ihm mehr Möglichkeiten und stärkt das Niveau in der zweiten Mannschaft.
Der Spieler selber hat in der Regel vier bis sechs Jahre Zeit, den Erwartungen gerecht zu werden und bessere Entscheidungen für seine Laufbahn zu treffen ...
Gruß, Daniel.