Es ist hier schon sehr viel Richtiges gesagt worden, aber auch ziemlich viel Blödsinn. Da ich mich guten Gewissens weder als Lok-Fan noch als Lok-Hasser bezeichnen darf, maße ich mir an, mir ein ein relativ neutrales (natürlich trotzdem immer noch subjektives) Urteil erlauben zu können.
Über etwas sind wir uns alle, so hoffe ich, auf jeden Fall einig.
SO ETWAS KANN UND DARF ES EINFACH NICHT WIEDER GEBEN! Denn der gesamte Bonus, der für den Fußball im Allgemeinen und auch für die Leipziger Fußball-Szene in den letzten Jahren und auch durch die phantastische Stimmung während der WM aufgebaut wurde, ist mit einem Schlag wieder weg. Doch welcher Weg ist dafür der richtige?
Meiner Meinung nach wäre der Versuch, dieses Problem mit Punktabzügen, Geldstrafen, Zwangsabstiegen oder gar Vereinsauflösung beseitigen zu wollen der falsche Weg. Damit würde man ausschließlich die Mannschaften und den Verein bestrafen, aber nicht die wirklichen Täter. Denn denen ist es doch absolut egal, ob der Verein, in dessem Umfeld sie sich rumwaffeln, nun Lok, Sachsen, Markranstädt, Post (BITTE. Das sind willkürliche Beispiele ohne irgendwelche Grundlage!) oder "Knallhausen" heißt. Denen geht es nur darum, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, anderen Menschen ihre (vermeintliche) Überlegenheit zu zeigen oder welche Gründe da auch immer noch gelten. Steigt Lok ab, was stört es die? Da prügeln sie sich eben nächste Saison eine Klasse tiefer mit anderen Gästefans, ABER mit derselben Polizei. Würde Lok zwangsaufgelöst, na dann gehen sie eben zu einem anderen Club, der hat dann ganz urplötzlich statt bisher 65 Fans nun 665 und auf einmal knallt es dort. DIE LEUTE, WELCHE SOLCHE TATEN BEGEHEN,
DIE MÜSSEN BESTRAFT WERDEN. Und zwar sehr empfindlich. Natürlich auch die Leute, die solch einem Verhalten Vorschub leisten. Wenn nachgewiesen ist, dass Ordnungskräfte solche Taten durch Inaktivität toleriert haben und ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nachgekommen sind, müssen auch diese zur Verantwortung gezogen werden.
Jetzt erst mal gleich pauschal einen Rücktritt des Vorstandes von Lok zu fordern, halte ich ebenso für nicht in Ordnung. Dass damals wohl die Wahl von Herrn K. nicht unbedingt das richtige Signal war, ist jetzt müßig zu diskutieren. Es ist passiert. Wenn die Wahl aber regulär abgelaufen ist, ist alles rechtens. Persönliche Konsequenzen zu fordern, weil er (samt Vorstand) sich im Nachhinein von den Vorfällen "nur" distanziert, kann und darf nicht sein. Sofern der Vorstand aber direkt oder indirekt diese Weiterentwicklung der "Gewaltkultur" im Lok-Umfeld zu verantworten hat, wäre ein Rücktritt allerdings unabdingbar. Wenn wirklich stimmt, was hier schon angesprochen wurde, dass von Lok schon vor längerer Zeit "Alkoholiker-Kontrollen" am Eingang angekündigt wurden, aber nie wirklich umgesetzt wurden, halte ich diesen Schritt für absolut notwendig. Denn dann hat auch der Vorstand diese Entwicklung mitzuverantworten. Aber bitte glaube niemand, dass damit die Grundursache ausgemerzt wäre. Denn nicht alkoholisierte Fans sind diese brutalen Gewalttäter, sondern eher stocknüchterne gewaltbereite Hools und deren Anführer. Trotzdem wäre diese Kontrolle ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Für einige Gedanken innerhalb dieses Forums habe ich allerdings kein Verständnis. Für mich gibt es keinerlei Begründungen für die Anwendung von Gewalt. Ebenso gibt es keine "akzeptable Grenze für Gewalt gegen die Polizei".
Sich mit Polizisten ein Match zu liefern ist im Normalfall ja noch o.k., die sind schließlich für solche Fälle vorbereitet und bestens geschützt. Aber einem Bullen eine Waffe (auch wenn es ne Schreckschußpistole war) an den Wanzt zu halten und abzudrücken - das ist echt unterste Schiene...
Ist Gewalt erst dann nicht mehr akzeptabel, wenn Schusswaffen (oder Imitate) ins Spiel kommen? Kann man nicht auch Menschen ins Koma
prügeln? Es kann nur eine generelle Absage an jegliche Form von Gewalt geben.
Es sollte auch niemand aus anderen Vereinen jetzt den Zeigefinger heben und sagen: "Guckt mal, was da bei Lok passiert! Bei uns gibt es sowas nicht." Es hätte auch jeden anderen Verein treffen können. Aufgrund der gesamten Historie ist es nun aber mal Lok geworden. Das heißt aber nicht, dass sich solche Leute nicht nächstens mal einen anderen Verein aussuchen für ihre "Aktivitäten". Es geht hier nicht um Lok gegen Sachsen, nicht um "Knuddelhausen" gegen "Schubbelhausen". Sondern um Gewalt gegen Nicht-Gewalt!
So schön und öffentlichkeitswirksam sich auch der Begriff "Zivilcourage" anhören mag, in diesem Zusammenhang ist er wohl eher Augenwischerei. Man stelle sich mal vor, da stellt sich ein wirklicher Fan (oder von mir aus auch 10 oder 50), vor eine Masse von 100, 300 oder 800 gewaltbereite Hools hin und versucht diese mit Worten zu besänftigen. Totzuquatschen sozusagen. Was käme da wohl raus? Als einziges kämen wohl die Zahnreihen dieser Leute raus. Ist nett gemeint, aber leider bringt das wohl eher nichts.
Der, für mich, einzige Weg ist eine konsequente Überwachung aller Aktivitäten im und um das Stadion. Warum soll das, was in Connewitz und am Leuschnerplatz mit Überwachungskameras praktiziert wird, nicht auch im Umfeld des Stadions möglich sein? Dort wäre es nun wirklich angebracht. So könnte man
vielleicht solche Täter längerfristig aus dem Verkehr ziehen. Aber natürlich muss da auch die Gerichtsbarkeit mitspielen. Sofortige Abstrafung im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten. Ich bin zwar nicht so blauäugig, zu denken, dass sich wirkliche Hools durch eine Haft davon abhalten lassen, immer wieder ihrem "Handwerk" nachzugehen, aber zumindest könnten sie während dieser Zeit keinen Schaden mehr anrichten.