Ich werde mal noch einige Fakten mit Insiderwissen geben. Ich bitte u Verständnis, dass unbekannt bleiben möchte.
Ich weiß nicht alle Details, werde das aber dann explizit sagen. Zudem spreche ich aus Sicht (bzw. Sicht des Umfeldes) des FSV 1921 Brandis.
Da der Artikel von SpiegelOnline als vertrauenswürdige Quelle genannt wurde, möchte ich zunächst auf diesen eingehen:
An dem Überfall waren 50 Personen auf Seiten der Angreifer beteiligt, die Gruppe der Gästefans umfasste etwa 150 Personen.
Die Zahlen stimmen ungefähr. Gästefans waren etwas weniger.
Nach Angaben der RSL-Fans sei man per Stadionlautsprecher aufgefordert worden, eine Seite des Sportplatzes zu räumen, weil "die Dummen noch kommen".
Die Gästefans haben darauf nicht reagiert. Sie wurden an die linke Seite des Spielfeldes gebeten, bleiben aber fast komplett im Eingangsbereich des Sportplatzes (Torlinie). Zudem kamen aus diesem Bereich vereinzelte lautstarke "wörtliche Attacken" gegen die sich zu diesem Zeitpunkt noch außerhalb des Sportplatzes befindlichen Rechten. Diese möchte ich aber keinesfalls "in Schutz nehmen", dazu aber später mehr.
tatkräftiger Mithilfe eines Ordners, der den außerhalb wartenden Neonazis einen separaten Eingang geöffnet haben soll
Das ist ganz falsch. Da der Vereinsführung klar war, dass die Rechten mit den vorhandenen Mitteln nicht vom Sportplatz ferngehalten werden konnten, wurde entschieden diese nicht zum Haupteingang hinein zu lassen. 6 Ordner wurden deshalb zum Nebeneingang hinter dem Sportlerheim geschickt. Darunter auch der angesprochene. Inwieweit seine Gesinnung der Vereinsführung bekannt ist, weiß ich nicht, möchte aber auch nix gegenteiliges behaupten. Ich denke, dass die Äußerungen dazu der Wahrheit entsprechen (allerdings auch die, dass davon ausgegangen wurde, dass er "resozialisiert" sein).
Die ersten, die den Sportplatz dort betraten haben sogar noch Eintritt bezahlt und sich ruhig verhalten. Das ist noch ein Fakt. Danach allerdings strömte die große Masse wohl einfach so hinein (kein Fakt mehr). Die Rechten konnten auf der anderen Seite des Sportlerheims zw. diesem und der Bande auf die linke Seite des Sportplatzes gelangen. Zwei Ordner sollten versuchen diese davon abzuhalten.
Dies war allerdings nicht möglich. Mehr als bitten war da nicht drin. Bitte keine Vorwürfe an die Ordner. Wer will sich schon so aktiv krankenhausreif schlagen lassen mit dem Wissen, dass die Rechten dann doch vorbei sind. zu den Ordnern gleich nochmal mehr.
Offenbar mit Hilfe des Ordners gelangten die Angreifenden auch zu "Eisenstangen, Steinen und Holzlatten", die hinter einem Nebengebäude auf dem Sportplatzgelände deponiert worden waren.
"mit Hilfe des Ordners" nicht, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Holzlatten lagen nirgends. Die wurden aus Zäunen gerissen bzw. wohl eher getreten. Das konnte nicht verhindert werden. Die Eisenstangen waren keine Stangen. Es waren eher dünne Metallatten. Nicht so dünn, dass sie bei einem Schlag damit verbiegen oder brechen, aber auch nicht so stark, dass man damit jemanden etwas brechen kann. Ob die deponiert wurden oder nur da rum lagen, weiß ich nicht.
Wenn sie rumlagen, kann man dies dem Verein anlasten. Man muss aber dabei bedenken, dass der Verein keinerlei Erfahrungen mit solchen Auseinandersetzungen hatte. Brandis ist eine Kleinstadt (sehr klein) - aus der Muldentalliga in die Bezirksklasse aufgestiegen. Sowas gab's vorher nicht. Im Nachhinein ärgert es mich, dass keiner auf die Idee kam, mal nachzusehen, ob man eventuell Zeug wegräumen könnte, was zum Schlagen oder werfen benutzt werden kann. Aber ohne Erfahrung mit sowas, ist es auch nicht selbstverständlich, auf diese Idee zu kommen, zumal Kreis der verantwortlichen Personen relativ klein ist.
Für Steine gilt dasselbe. Da möchte ich aber sagen, dass ich einen einzigen Stein gesehen habe, der wohl "benutzt" wurde. Die Benutzung selbst habe ich nicht gesehen.
Dennoch waren vom ausrichtenden Verein FSV Brandis nur wenige Ordner eingesetzt worden
Wenige? Es gibt bei manchen Spielen Probleme, die Mindestanzahl von 3 Ordnern zu stellen. Wo sollen die herkommen?
Für dieses Spiel wurden 12 Ordner eingeteilt (laut Regelement wären 5 oder 6 vorgeschrieben). Diese kann man aber nicht mit Ordnern größerer Vereine vergleichen - Sichwort Erfahrung.
Diese Ordner waren Jugendtrainer, Eltern von Spielern der Jugendmannschaften sowie andere Verantwortliche um Mannschaften des Vereins und deren Angehörige / Bekannte.
Diesen Leuten einen Vorwurf zu machen, kann ich nicht nachvollziehen.
Dem Verein einen Vorwurf bei der Einteilung zu machen auch nicht. Die Verantwortlchen waren froh, diese Ordner auf den Sportplatz zu bekommen. Einen Sicherheitsdienst zu beauftragen ist utopisch. Der Verein ist froh, wenn er Trainingsmaterial bezahlen kann. Wäre Geld vorhanden, gäbes es massenhaft "Baustellen", die bedient werden müssten.
Noch ein paar Gedanken:
- die Rechten wussten genau, dass sie angreifen wollten. Von einigen, die unter denen wohl das Sagen haben, wurden die anderen regelrecht angeschrien, sich zu sammeln und geäßert, es ginge gleich los. Mundschutz wurde eingeschoben, verstärkte Handschuhe aufgesetzt (irgendwo wurde genannt, was das für welche sind, ich kenne mich damit nicht aus - die hatten die Gästefans aber ebenso dabei, was zeigt, dass auch unter denen Gewaltbereitschaft (allgemein) besteht)
- einige haben hier ja immer wieder versucht die Ausaagen, die aus Sicht des FSV geschrieben wurden, "runterzumachen" - auf die Aussage, dass einer der Verletzten direkt von FSV - Mitgliedern verarztet wurde, wurde dann aber nicht eingegangen. Sorry, aber das finde ich peinlich, wenn man sich Aussagen raussucht, die man meint zu entkräftigen (was aber teilweise auch lächerlich geschah) und auf solche dann nicht eingeht
- 20 voll ausgerüstete Polizisten vor dem Zaun am Sportplatz hätten die Rechten "abgeschreckt" - nichts wäre passiert
am Anfang waren vier da, dann kamen noch einige wenige hinzu und als alles längst vorbei war, kam ein Sixpack nach dem anderen
- Die Spieler von Roter Stern Leipzig hätten sich ganz raushalten müssen. Die Schiris und alle Spieler hätten so schnell es geht in den Kabinentrakt gemusst. Es ist bekannt, dass die Schiedsrichter in solchen Situationen auch auf das verhalten der Spieler achten und dies dokumentieren müssen und dies sportgerichtlich auch untersucht und Folgen haben wird. Ob da nun 3 bis 4 Spieler ihre 120 Fans aufgrund eines Zusammengehörigkeitsgefühls unterstützen oder nicht, macht keinen Unterschied. Außerdem waren darunter ein bis zwei Spieler, die kräftig mitgemischt und nicht deeskalierend gewirkt haben und auch hinterher ihr "Gewaltpotential" angedeutet haben.
- Abgesehen von wenigen vorherigen Provokationen aus dem RSL Lager haben die Rechten die ganze Sache ausgelöst. Unter den Anhängern der Gäste gab es einige, die zumindest bei anderen Ereignissen auch gewalttätig sind (meine Meinung, die daraus resultiert, dass auch diejenigen diese besagten Handschuhe trugen und sofort zu Schlaginstrumenten (z.b. auch den Eckfahnen) gegriffen haben und sich damit nicht nur verteidigten)
Ohne die Rechte wäre es friedlich geblieben, muss ich aber auch ganz klar sagen.
Ich habe zu lange geschrieben, werde nicht nochmal nach Vertippern suchen. Außerdem habe ich bestimmt das eine oder andere vergessen - were ich evtuell später ergänzen. Ich denke aber, ich konnte einige Dinge berichtigen und besser darstellen.